Anjas Aufstieg (4. Teil)

Bernd im Bademantel

Was bisher geschah: In Hamburg-Rothenburgsort wird eine Rentnerin mit einem weißen Frotteeband erdrosselt. Die junge Korrektorin Anja Wieder wird von ihrem Chefredakteur Randolf Seiber auf den Fall angesetzt. Sie schafft es dem Chefredakteur detailgenaue Fotos von der Rentnerinnenleiche zu überbringen. Randolf Seiber ist darüber sehr glücklich und macht sich mit den Leichenfotos einen gemütlichen Abend, der dann aber erst durch den Einsatz eines Bundeskanzlervideos zu einem befriedigenden Abschluss gebracht wird.

„Bernd Berger“. Der Name neben der Klingel steht in pinkfarbener Handschrift auf einem mit Tesa angeklebten Papierschnipsel. Daneben ruht der Daumen von Anja Wieder auf dem Klingelknopf.

Anja atmet kurz durch, dann drückt sie die Klingel. Sie vernimmt ein melodisches Läuten aus dem Inneren der Wohnung und kurz darauf das herannahende Schlurfen von Schritten. Die Tür geht auf. Ein grelles Orange blendet die junge Korrektorin. Das Orange ist die Farbe eines Bademantels. An der Unterseite des Bademantels lugen zwei in Bananengelb gewandete Beine hervor. Oberhalb des Bademantels erblickt Anja den schwarzhaarigen Kopf eines sie erwartungsvoll anschauenden Mannes, der gar nicht mal so schlecht aussieht, wie sie schnell erkennt.

„Sind Sie Bernd Berger?“ fragt sie.

„Der bin ich. Was führt Sie zu mir, schöne Frau?“ erwidert der gut aussehende Mann im orangefarbenen Bademantel.

„Mein Name ist Anja Wieder. Ich bin Journalistin.“

Anja wundert sich, wie leicht ihr die Berufsbezeichnung „Journalistin“ über die Lippen kommt. Schließlich ist sie bis gestern lediglich Korrektorin gewesen. Sie durfte orthographische Fehler in den Erzeugnissen der Redakteure der kleinen Hamburger Wochenzeitung aufspüren und sich dabei über die mehr als mangelhafte Rechtschreibung der hoch angesehenen Journalisten aufregen. Doch jetzt hat sie endlich die Chance erhalten, auf die sie lange gewartet hat. Der Chefredakteur Randolf Seiber hat ihr einen journalistischen Auftrag gegeben und den wird sie so überzeugend erfüllen, dass ihrer weiteren journalistischen Karriere nichts mehr im Wege steht.

Sie hat die ganze Nacht gearbeitet. Nachdem sie die Fotos von der toten Rentnerin zu ihrem Chefredakteur gebracht hat, hat sie noch in der Redaktion einen packenden Bericht über den Mord geschrieben und in das Redaktionssystem eingespeist, damit er in der heutigen Schlusskonferenz vorliegt. Anja hat in ihrem Bericht nicht nur die Fakten dargestellt, sondern diese auch eingeordnet und bewertet. Dabei ist sie zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei dem Mord an Erna Rosskamp um die Tat eines Serienkillers handelt. Nach einer kurzen Nacht hofft sie jetzt darauf, dass ihr Bernd Berger für die Serienkiller-Theorie Belege liefern kann. Schließlich ist er der unmittelbare Wohnungsnachbar der Toten und hat vielleicht etwas gehört oder gesehen.

„Oh, kommen Sie doch herein. Ich sitze gerade beim Frühstück und freue mich über Ihre Gesellschaft.“ Bernd Bergers strahlend weiße Zähne und seine tiefbraunen Augen lächeln sie an.

Anja tritt in einen von Kartons zugestellten Flur und wird von Bernd Berger in die Küche an einen gedeckten Frühstückstisch geleitet.

„Trinkst du einen Kaffee, Anja?“ fragt Bernd Berger die Kanne schon eingießbereit. Noch ehe Anja antworten kann, fährt er fort: „Ich finde, wir sollten nicht so förmlich sein. Ich bin der Bernd.“

Anja fühlt sich durch dieses Duz-Angebot etwas überrumpelt. Ihr wäre es lieber gewesen den Mann im orangenen Bademantel, der ihr gerade Kaffee eingießt, zu siezen, da sie weiß, wie wichtig es ist, als Journalistin eine gewisse Distanz zu einem Gesprächspartner zu wahren.

„Okay. Ich bin Anja“, so willigt sie kurz ein. Dann packt sie ihren mitgebrachten Cassettenrecorder auf den Frühstückstisch und betätigt die Aufnahmetaste.

Anja weiß, dass sie jetzt ihre Fragen stellen muss, nimmt aber erst einmal einen Schluck Kaffee. Ein wohliges Gefühl breitet sich in ihrem Inneren aus. Sie lehnt ihren Kopf entspannt nach hinten gegen die Wand und spürt jetzt, wie wenig Schlaf sie doch letzte Nacht hatte.

Bernd Berger beginnt zu erzählen:

„Letzte Woche sind wir mit den Aufnahmen zu meinem neuen Album fertig geworden. Das Album erscheint im April. Es wird einfach „Bernd“ heißen, weil es diesmal ein sehr persönliches Album geworden ist. Alle Lieder auf dem Album haben etwas mit mir zu tun. Und ich habe die Songs auch nur mit Menschen zusammen eingespielt, die mir persönlich sehr viel bedeuten und die ich auch schon seit Jahren kenne. Das ist mir sehr wichtig gewesen, weißt du. Bei der Arbeit im Studio, da müssen einfach die Vibrations zwischen allen Beteiligten stimmen. Und bei diesen Aufnahmen hat einfach alles gepasst. Produziert hat das Album Matthias Dorn. Auch ein langjähriger Freund von mir; ich kenne Matthias schon seit der Zeit, wo wir noch gemeinsam im Gymnasium in Bad Salzuflen die Schulbank gedrückt haben. Matthias ist, glaube ich, der Mensch, der mich am besten kennt. Der weiß hundertprozentig, wie ich ticke. Und das merkt man dem Album an. Matthias hat auf dem Album einen Sound geschaffen, der genau dem entspricht, was ich künstlerisch ausdrücken möchte.“

Anja merkt langsam, um was es geht. Der Mann, bei dem sie an der Frühstückstafel sitzt, ist offenbar ein Sänger und meint, sie sei Musikjournalistin und an seiner neuen CD interessiert. „Da muss ich wohl gleich den Irrtum mal aufklären“, denkt sie, „wenn ich bloß nicht so müde wäre …“ Ihre Augenlider senken sich. Den weiteren Ausführungen von Bernd Berger folgt sie im Dunkeln.

„Ich möchte eigentlich keinen Song besonders herausheben. Alle Lieder auf dem Album sind sehr stark und mir persönlich allesamt sehr wichtig. Aber ich glaube der Song „Bernd“, der ja auch dem gesamten Album seinen Namen gibt, ich glaube dieser Song „Bernd“, der ragt doch etwas weiter heraus. „Bernd“ – das bin nicht ich selbst, wie man vielleicht meinen könnte, sondern „Bernd“ ist ein Spiegelbild, das dem Ich-Erzähler in dem Lied eines Morgens in der Fußgängerzone begegnet, was ihm große Angst macht, weil es ihn, also den Ich-Erzähler, dazu zwingt, sich mit seinem Leben auseinanderzusetzen. Der Ich-Erzähler nimmt „Bernd“ als eine Bedrohung war, erkennt aber im Laufe des Liedes, dass „Bernd“ für ihn auch eine Chance bedeuten kann und er lässt sich auf Bernd ein. Die vierte Strophe des Liedes schildert besonders eindringlich, die Kehrtwende, die der Ich-Erzähler in seinem Leben macht, und wie Bernd ihm dabei hilft. Ich glaube diese vierte Strophe ist die stärkste Strophe des Liedes, neben der siebten vielleicht. In der siebten Strophe setzt sich der Ich-Erzähler mit seiner verstorbenen Mutter auseinander und das bereitet ihm große Schmerzen.“

Der Schlaf beginnt sich zwischen Anja und Bernd Berger zu drängen. Die warme Stimme des Mannes im Bademantel dringt nur noch gedämpft zu ihr durch.

„Erstmals habe ich auch ein englischsprachiges Stück eingespielt. Es heißt ‘The Cock’s Getting Stiff, Part One‘. Es geht in dem Stück um Sex. Weißt du, ich wollte schon immer mal ein Lied machen, in dem es nur um Sex geht und um sonst nichts. ‚The Cock’s Getting Stiff, Part One‘ ist dieses Lied. Ich musste das Lied in Englisch singen. Über Sex kann man nur auf Englisch singen, weißt du.“

Anja vernimmt ein Räuspern von Bernd Berger.

„Oh, du bist eingeschlafen. Das macht aber nichts. Behalte nur deine Äuglein zu, kleine Anja. Während du dich deinen süßen Träumen hingibst, spreche ich meine Botschaften einfach auf deinen Recorder, und du empfängst sie später. Im Herbst gehe ich auf Tour durch dreiundzwanzig Städte. Die Tour startet am 26. September hier in Hamburg und endet am 5. November in meiner Heimatstadt Bad Salzuflen. Mein Manager wollte, dass ich schon zum Release des Albums auf Tour gehe; aber ich habe das abgelehnt, weil ich möchte meinen Fans genügend Zeit geben, sich mit meinem Album intensiv auseinanderzusetzen, bevor sie zu meinen Konzerten kommen. Ich freue mich aber schon auf die Tour. Weißt du, ich brauche einfach den direkten Kontakt zu meinen Fans, ohne kann ich nicht existieren. Die Fans sind der Sauerstoff des Künstlers, sage ich immer.“

Anja sieht Bernd Berger in seinem orangefarbenen Bademantel auf der Bühne stehen. Er singt das Lied „Bernd“. Mit seiner wunderschönen sehr warmen Stimme zu einer mitreißenden Melodie. Anja steht unter den vielen Bernd-Fans in der Halle und wendet ihre Augen und Ohren nur diesem phantastischen Sänger zu. Das Lied „Bernd“ dringt von überall in ihren Körper ein. Die Blicke von Bernd auf der Bühne finden Anja. Seine braunen Augen schauen eindringlich auf sie. Bernd steigt von der Bühne hinunter ins Publikum und geht auf Anja zu. Anja läuft ihm entgegen. Als sie sich erreicht haben, ergreift Bernd Anjas Hände und fällt vor ihr auf die Knie. Er blickt zu ihr auf und haucht: „Anja.“

Dann steht er auf, lässt eine Hand von Anja los, greift die andere umso intensiver und wendet sich wieder zur Bühne. Dabei zieht er Anja hinter sich her. Einen Augenblick später steht Anja auf der Bühne und blickt in Tausende von leuchtenden Fanaugen. Bernd hat sich an den in der Bühnenmitte stehenden Flügel gesetzt. Anja sieht, dass der Flügel komplett aus Glas ist. Im Glas spiegelt sich eindrucksvoll das Orange des Bademantels.

Bernd beginnt das nächste Lied. Seine zarten Finger spazieren elegant über die weißen und schwarzen Tasten. In die erste Textzeile stimmen die Fans sofort lautstark und begeistert mit ein. Als der Refrain startet, erkennt Anja das Lied. „The Cock’s Getting Stiff, Part One“ kreischt sie enthusiastisch. Ihre Wangen glühen und ein Schauder der Erregung durchfährt sie.

Bernd ist neben sie getreten. Seine weichen und warmen Hände packen sie an den Hüften und heben sie mit einem Schwung auf den Flügel. Dann machen sich seine Finger an ihrer Bluse zu schaffen. Anja wundert sich, dass trotzdem das Klavierspiel weitergeht. Bernd reißt ihr die Bluse vom Körper. Und obwohl sich Bernds Lippen an ihrer linken Brust festsaugen, vernimmt Anja noch immer seine Stimme. „The Cock’s Getting Stiff, Part One – oh yeah!“ singt die Stimme.

Das Publikum stimmt lautstark in den Gesang mit ein. Bernd lässt von Anja ab, tritt zwei Schritte zurück, öffnet seinen Bademantel und lässt ihn zu Boden fallen. Die Musik verstummt. Tausendfache Ahs und Ohs dringen aus den Reihen des Publikums in Anjas Ohren.

Anja fröstelt. Ihr Wohlgefühl ist plötzlich verschwunden. Die gesamte Szenerie, in der sie sich befindet, kommt ihr unwirklich vor. Sie sitzt mit geöffneter Bluse auf einem gläsernen Flügel und vor ihr streckt ein nackter Mann seine Extremitäten nach ihr aus. Das alles auf einer Bühne vor einem riesigen Publikum, das jetzt wieder zu singen beginnt: „The Cock’s Getting Stiff, Part One – oh yeah!“ Anja will nur noch eines – sie will weg. Weg von diesen schlecht singenden Menschen, weg von diesem Musikinstrument aus Plexiglas und vor allem weg von diesem doch recht speckigen Typen, der sich jetzt mit seiner ganzen natürlichen Ausstrahlung auf sie zu bewegt.

Alles geht blitzschnell. Anja ergreift mit einer Hand den Stab, der den Deckel des Flügels geöffnet hält, und rollt sich seitlich vom Flügel auf den Bühnenboden, den Stab nimmt sie mit. Anjas Aufprall auf dem Boden wird übertönt vom gleichzeitigen Zuknallen des Flügeldeckels und dieser Knall geht nahtlos über in einen Furcht einflößenden Schmerzensschrei des bademantellosen Bernd, der teilweise zwischen Deckel und Flügel geraten ist. Anja liegt mit dem Rücken auf dem Boden und denkt: „Das Lied ist aus.“

„Möchtest du sie sehen, Anja?“

Anja öffnet die Augen und blickt von ganz nah in die warmen braunen Augen von Bernd, der sich über sie beugt. Sie sitzt noch immer auf dem gemütlichen Stuhl am Frühstückstisch und ihr wird langsam klar, dass sie eingeschlafen war und ihre Erlebnisse auf dem gläsernen Flügel nur geträumt waren.

Bernds Atem riecht nach Pfefferminz. „Ich zeige sie dir gerne, wenn du möchtest.“

Anja merkt, dass ihr der Traum noch in den Gliedern steckt. Die Nähe von Bernd ist ihr unangenehm. Sie überlegt, was er ihr wohl zeigen möchte. „Bestimmt seine goldene Schallplattensammlung“, denkt sie, „schließlich ist er ja Musiker“. „Zeige mir deine Sammlung, Bernd!“ sagt sie und schwingt sich dabei so kraftvoll aus dem Stuhl, dass Bernd erschrocken zurückweicht.

Bernd führt sie wieder durch den kartonbepackten Flur und öffnet die Tür zu einem anderen Raum. Anja tritt ein und sieht als erstes in der Mitte des Raumes das quadratische Futonbett mit seinen zerwühlten Decken und Kissen. Ihre Blicke scannen den gesamten Raum und finden nur noch eine Kommode, einen mit verschiedenen Kleidungsstücken beladenen Stuhl und eine riesige Schrankwand. Anja realisiert, dass das hier nicht das Musikzimmer ihres Gastgebers ist und dass dieser mitnichten daran denkt, sich durch die Ansicht seiner Schallplattensammlung in seinen eigentlichen Absichten aufhalten zu lassen. Die junge Korrektorin wundert sich sehr über die Chuzpe von Bernd Berger und wähnt sich wieder in ihrem Traum, den sie doch gerade erst verlassen hat.

In Anjas Kopf schwirren jede Menge Worte umher und formieren sich nach und nach zu Sätzen, die sie dem Mann im Bademantel um die Ohren knallen will. Anja will ihm sagen, dass er sich hier bloß nichts einbilden soll, dass er zwar ganz passabel aussieht, aber auch nicht so, dass sie vergisst, warum sie hier ist. Sie will ihm mitteilen, dass sie ihn ausschließlich aufgesucht hat, weil er neben der ermordeten Rentnerin wohnt und dass sie sich kein bisschen für seine Musik und noch weniger für seine sexuellen Darbietungen interessiert. Und schließlich will sie ihm anraten, seine Bedürfnisse doch in Zukunft auf der Reeperbahn zu befriedigen damit er nicht länger arglose Journalistinnen unter falschen Versprechungen in sein Schlafzimmer locken muss.

Bernd ist mittlerweile zur Schrankwand getreten und öffnet eilfertig alle Türen. Er tritt zur Seite und zeigt mit gestrecktem Arm und geöffneter Handfläche in der Pose eines Showmasters auf die Schrankwand. „Voilà, meine Sammlung“, verkündet er mit Ansagerstimme.

Anja starrt mit geweiteten Augen und mit geöffnetem Mund auf das, was sich in der Schrankwand befindet, auf Bernds Sammlung. In allen möglichen grellbunten Farben leuchten ihr Bademäntel entgegen. In der ganzen Breite der Schrankwand hängen dicht an dicht knallgelbe, neongrüne, strahlendlilane, extremorangene, tomatenrote, haraldjuhnkeblaue und kackbraune Bademäntel. Manche dieser Bademäntel gehen so weit und mischen verschiedene dieser Farben zu schrecklichen Mustern. Anja entdeckt ein lilafarbenes Exemplar mit himmelblauen Punkten und senffarbenen Dreiecksmustern, und gleich daneben einen braun-rot-gestreiften Bademantel mit uringelben Klecksen.

Anja schreit: „Nein!“

„Doch“, entgegnet Bernd mit stolzer Stimme, „das sind alles meine. Ich habe sie über Jahre hinweg in unzähligen Kaufhäusern dieser Welt zusammengekauft und darf von mir behaupten eine der größten Bademantelsammlungen Norddeutschlands zu besitzen. Was du hier siehst ist natürlich nur ein kleiner Teil der Sammlung. Meine liebsten Exemplare sozusagen, die ich immer in meiner Nähe haben möchte. Für meine ganze Sammlung ist diese Wohnung natürlich zu klein. Die übrigen Bademäntel habe ich in einem Lagerraum unten am Hafen untergebracht. Wenn du willst, können wir gleich hinfahren, und du kannst sie auch sehen.“

Anja erblickt ganz rechts in der Schrankwand einen weißen Bademantel und ihr kommt ein Gedanke. Sie zeigt auf den Mantel und ruft aus: „Den da, will ich sehen. Den Weißen.“

Bernd wendet sich dem Kleiderbügel mit dem Bademantel zu und nimmt ihn beflissen aus der Schrankwand. „Ah, du meinst meinen Jungfrauenmantel.“ Er hält ihn Anja entgegen. „Weißt du, ich nenne ihn scherzhaft ‚Jungfrauenmantel‘, weil er so weiß, so rein und so unschuldig ist. Ich besitze diesen Mantel schon recht lange. Ich weiß aber noch genau, dass ich ihn 1987 bei Karstadt in Hildesheim erstanden habe. An den Kauf meiner Lieblinge kann ich mich immer sehr gut erinnern, weißt du.“

Anja hat genug gesehen. „Ich muss jetzt leider gehen, Bernd“, sagt sie, „mein Chefredakteur wartet auf mich.“ Letzteres ist gelogen, aber Anja hat jetzt nur ein Interesse: schnell raus hier! „Also dann, tschüß“, sagt sie schon halb von Bernd abgewandt und entschwindet durch Kartonflur und Wohnungstür ins Treppenhaus.

Auf der Treppe nach unten hört sie, dass Bernd ihr bis zur Wohnungstür gefolgt ist. „Komm wieder, Anja“, ruft er hinter ihr her.

Anja bleibt kurz stehen und dreht sich um. Bernd steht oberhalb des Treppenabsatzes im Türrahmen zu seiner Wohnung und schaut Anja erwartungsvoll an.

„Das tu ich ganz bestimmt. Da kannst du dich drauf verlassen“, sagt Anja. In Gedanken ergänzt sie: „Schließlich musst du mir ja noch erklären, wieso an deinem Jungfrauenmantel der weiße Frotteegürtel fehlt.“

Fortsetzung folgt

Siehe auch:
Anjas Aufstieg (3.Teil)
Anjas Aufstieg (2.Teil)
Anjas Aufstieg (1.Teil)


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