Nach dem Mord in Freiburg: zwei Stimmen für Zivilität und Humanität

In der letzten Woche hat es in Deutschland fünfzehn Tötungsverbrechen gegeben – so sagt es zumindest der statistische Mittelwert. Über keines dieser Verbrechen hat die ARD-Tagesschau berichtet.

Die Nichtberichterstattung der Tagesschau über eines dieser Verbrechen, nämlich den Sexualmord an einer Studentin in Freiburg, begangen von einem minderjährigen Flüchtling aus Afghanistan, erregt die deutsche Öffentlichkeit. Hier solle eine für die flüchtlingsfreundlichen Gutmenschen unangenehme Tatsache unter den Tisch gekehrt werden, so lautet der Vorwurf an die Tagesschau.

Um was für eine unangenehme Tatsache handelt es sich denn hier? Dass ein Afghane ein Mörder ist? Dass viele Afghanen Mörder sind? Mehr als Deutsche? Dass Angela Merkel schuld ist, weil sie afghanische Mörder ins Land gelassen hat?

Was müsste man eigentlich der Tagesschau vorwerfen, wenn sie in ihrer Berichterstattung nur genau über den einen Mord begangen von einem Afghanen an einer Deutschen berichtet hätte und über die anderen vierzehn Morde dieser Woche nicht? Dass sie hier den Eindruck erwecken möchte, afghanische Flüchtlinge seien besonders mordlustig?

Nein, das nicht, entgegnen die Tagesschau-Kritiker, aber es sei doch so, dass die aufgeregten Diskussionen im Netz zeigen würden, dass dieser Mord eben ein besonderer Mord von überregionalem Interesse sei. So etwas dürfe die Tagesschau einfach nicht ignorieren, wenn sie sich nicht den Lügenpressen-Vorwürfen aussetzen wolle.

So geht das also jetzt: ein pöbelnder Mob im Netz sieht in der Tat eines einzelnen Flüchtlings einen Beleg dafür, dass die Flüchtlinge unser Unglück sind, weil alles Verbrecher, und die Tagesschau soll einen Resonanzraum für diese rassistischen Ressentiments liefern, weil sonst Lügenpresse.

Wo bleiben hier die klaren Köpfe, die mal deutlich sagen, dass es eine menschenfeindliche Untat ist, aus der verbrecherischen Verhaltensweise eines Einzelnen einen Vorwand für die Diskriminierung einer konstruierten Menschengruppe zu erzeugen?

Zwei dieser klaren Köpfe gehören dem Journalisten Heribert Prantl und dem Freiburger Fußballtrainer Christian Streich:

Heribert Prantl: Die Hetze nach Freiburg stellt die Gesellschaft auf die Probe (Süddeutsche Zeitung, 09.12.2016)

Der Trainer des SC Freiburg auf einer Pressekonferenz am 08.12.2016 zu den Reaktionen auf den Mord in Freiburg (Eingebettetes YouTube-Video)


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