Spielerfrauen

Reporter: Zu einem Fußballspiel, meine Damen und Herren, gehören nicht nur ein Ball sowie die Spieler, sondern auch die Spielerfrauen. Ohne die Unterstützung der Spielerfrauen können die Männer auf dem Platz nicht die Leistung bringen, die von Ihnen erwartet wird. Wir wollen uns nun im folgenden mit den Spielerfrauen beschäftigen und haben zu diesem Thema Michaela Möller eingeladen. Michaela, vielleicht stellen Sie sich zunächst einmal selber vor.

Michaela: Ja gut, ich bin die Michaela Möller und ich bin die Spielerfrau vom Andi, also vom Andreas Möller. Und ich wollte noch sagen, ich finde das haben Sie sehr gut gesagt, mit der Unterstützung der Männer durch uns Spielerfrauen.

Reporter: Nun ich finde, das ist wichtig, dass die Leistung der Spielerfrauen einmal gewürdigt wird. Wir Männer wissen sehr wohl, dass wir um unsere beruflichen Aufgaben erfüllen zu können, Frauen bedürfen, die hinter uns stehen. Die Zeiten, in denen die besonderen Leistungen der Frauen von uns Männern nicht gesehen wurden, sind Gottseidank vorbei.

Michaela: Ja gut, der Andi sagt auch immer, ohne dich, mein Schatz, wäre ich nur halb so gut. Äh – Andi sagt immer „Schatz“ zu mir. Das gefällt mir sehr gut.

Reporter: Ja liebe Hörer, Sie hören, auch ein Andreas Möller weiß, was er an seiner Spielerfrau hat. Michaela, wie sieht denn so ein Tagesablauf einer Spielerfrau aus?

Michaela: Ja gut, ich möchte zunächst einmal sagen, dass es nicht nur Spielerfrauen, sondern auch Spielerverlobte und Spielerfreundinnen gibt.

Reporter: Entschuldigung, dass ich die Spielerverlobten und Spielerfreundinnen durch sprachliche Unachtsamkeit ausgeklammert habe. Ich muss Sie also fragen, wie sieht denn der Tagesablauf von Spielerfrauen, Spielerverlobten und Spielerfreundinnen aus?

Michaela: Ja gut, es genügt, wenn Sie „Spielerfrauen“ sagen. Der Einfachheit halber sprechen wir auch immer nur von Spieler-„frauen“. Wichtig ist nur, dass man auch die Verlobten und Freundinnen im Kopf behält. Denn auch die sind selbstverständlich für die Männer wichtig.

Reporter: Ohne Zweifel. Doch zurück zu meiner Frage: wie sieht so ein Tagesablauf einer Spielerfrau aus?

Michaela: Ja gut, eigentlich ganz normal. Ich stehe morgens zusammen mit dem Andi auf und mache Frühstück. Nach dem Frühstück fährt der Andi zum Training und ich kümmere mich um mein Aussehen. Sie müssen wissen, ich bin mit dem Andi oft bei vielen wichtigen Terminen mit vielen für den Andi wichtigen Leuten, und da muss ich einigermaßen aussehen. Der Andi sagt immer, als Spielerfrau, mein Schatz, kannst du nicht aussehen wie eine Kassiererin bei Aldi.

Reporter: Da hat er recht. Wobei wir nichts gegen Kassiererinnen bei Aldi sagen möchten.

Michaela: Ja gut, so habe ich das auch nicht gemeint.

Reporter: Das wollte ich Ihnen auch nicht unterstellen, Michaela. Aber, und das darf ich wohl sagen, sie sehen wirklich alles andere wie eine Aldi-Kassiererin aus.

Michaela: Oh, dankeschön!

Reporter: Ja, das musste einmal gesagt werden. Doch nun weiter. Was machen Sie nachmittags?

Michaela: Ja gut, nachmittags habe ich Freizeit. Ich gehe dann meistens mit dem Andi etwas bummeln. Am späten Nachmittag muss dann der Andi wieder zum Training.

Reporter: Können Sie denn einfach so durch die Fußgängerzone oder wo auch immer bummeln, ohne erkannt zu werden.

Michaela: Ja gut, ich werde nicht erkannt. Nur der Andi.

Reporter: Das meinte ich ja mit meiner Frage.

Michaela: Ja gut, manchmal ist das schon lästig, wenn einem die Leute nachstarren. Aber der Andi und ich sind das mittlerweile gewöhnt. Der Andi sagt immer, ein Fußballprofi muss mit seinem Ruhm umgehen können.

Reporter: Lassen Sie mich vielleicht an dieser Stelle einmal eine etwas private Frage stellen. Der Andi wird doch wahrscheinlich auch von vielen Frauen verehrt. Haben Sie Probleme damit?

Michaela: Ja gut, der Andi ist ein attraktiver Mann. Es ist doch schön, wenn man die Spielerfrau eines solchen Mannes ist. Und ich weiß, dass der Andi mir immer treu ist.

Reporter: Das wollte ich auch nicht in Frage stellen, Michaela.

Michaela: Ja gut.

Reporter: Doch bleiben wir beim Thema. Wie ist es denn für Sie, wenn der Andi, so wie jetzt bei einem großen Turnier spielt, und dann oft mehrere Wochen im Trainingslager ist?

Michaela: Ja gut, das ist ein großes Problem. Und deshalb haben wir Spielerfrauen uns zusammengeschlossen, um unsere Interessen – und natürlich die von unseren Männern – gemeinsam zu vertreten.

Reporter: Nach dem Motto: „Gemeinsam sind wir stärker“?

Michaela: Ja gut! Das haben Sie sehr schön gesagt. Gemeinsam sind wir stärker.

Reporter: Sie haben eine Resolution an den Bundestrainer verfasst?

Michaela: Ja gut, wir Spielerfrauen haben eine Revolution an den Bundestrainer Berti Vogts und an den DFB-Präsidenten Egidius Braun verfasst.

Reporter: Was steht denn darin?

Michaela: Ja gut, bevor ich das sage, muss ich vielleicht noch erzählen, wie es dazu gekommen ist.

Reporter: Ja, bitte!

Michaela: Ja gut, es ist immer so gewesen, dass wir Spielerfrauen bei den Turnieren, also bei Weltmeisterschaften und Europameisterschaften, nicht zu unseren Männern ins Trainingslager durften.

Reporter: Sie durften nicht zu ihren Männern? Während der ganzen Zeit?

Michaela: Ja gut, wir haben uns schon mit unseren Männern getroffen. Aber immer nur für ein paar Stunden außerhalb des Lagers, und auch nie über Nacht.

Reporter: Das war sicherlich für Sie alle sehr unbefriedigend.

Michaela: Ja gut, das war es. Unbefriedigend.

Reporter: Und jetzt wollen Sie etwas dagegen tun?

Michaela: Ja gut, es ist doch so, dass wir Spielerfrauen auch unsere Rechte haben. Und es ist so, dass es gut für unsere Mannschaft ist, wenn die Männer regelmäßig zu uns Spielerfrauen dürfen. Amerikanische Wissenschaftler haben festgestellt, dass regelmäßige Kontakte zu Spielerfrauen die Leistungsfähigkeit des Mannes erheblich vergrößert.

Reporter: Sie meinen also, dass die deutsche Fußballnationalmannschaft durch regelmäßige äh… Kontakte stärker wird?

Michaela: Ja gut, ich möchte jetzt nicht den Eindruck entstehen lassen, dass es uns Spielerfrauen nur darum geht.

Reporter: Nein, das wollte ich auch keineswegs gesagt haben.

Michaela: Ja gut, aber wir leben doch im Zwanzigsten Jahrhundert, sagt der Andi auch immer, da darf doch über dieses Thema gesprochen werden.

Reporter: Aber natürlich, und es ist sehr positiv, dass Sie als Spielerfrau so offen mit diesem Thema umgehen. Was aber sagt der DFB dazu?

Michaela: Ja gut, der DFB ist da leider nicht so modern. Da herrscht in vielen Bereichen noch der Geist von Sepp Herberger.

Reporter: Wobei Sie sicherlich nichts gegen den alten Fuchs Herberger sagen möchten. Ich sage nur Bern 1954 – Drei zu Zwei – Helmut Rahn.

Michaela: Ja gut, der Herberger war zu seiner Zeit sicherlich ein großer Mann. Aber wir leben doch jetzt im Zwanzigsten Jahrhundert. Und man muss auch mit der Zeit gehen.

Reporter: Da haben Sie zweifellos recht. – Machen wir vielleicht erst mal etwas Musik.

(Musik)

Reporter: Meine Damen und Herren, neben mir im Studio sitzt immer noch Michaela Möller, die Spielerfrau von Andi Möller. Michaela, wir haben uns eben über die äh … unbefriedigte Situation der Spielerfrauen unterhalten. Was tun Sie als Spielerfrauen jetzt dagegen?

Michaela: Ja gut, wie ich bereits gesagt habe, wir Spielerfrauen haben eine Revolution an den Bundestrainer Berti Vogts und an den DFB-Präsidenten Egidius Braun geschrieben. Darf ich die vielleicht einmal vorlesen?

Reporter: Ja gut, wenn es nicht zu lange dauert. Sie wissen ja, die Sendezeit.

Michaela: Ja gut, es ist wirklich ganz kurz. Ich muss gerade mal den Zettel herausholen. Den hat übrigens die Angela Häßler getippt, die ist nämlich gelernte Sekretärin und kann mit zehn Fingern Schreibmaschine. (kramt in der Tasche; Papierrascheln ist zu hören) Ah, hier ist er. Kann ich anfangen?

Reporter: Ja, bitte!

Michaela: Ja gut, (beginnt zu lesen) Revolution an den Bundestrainer Hans-Hubert Vogts und den DFB-Präsidenten Egidius Braun Wir Spielerfrauen dürfen nicht länger schweigen. Wir Spielerfrauen wollen nicht mehr länger nur störendes Beiwerk für die Männer sein, sondern begreifen uns als einen zentralen Bestandteil der deutschen Fußballkultur. Deutschland ist nicht zuletzt durch den aufopferungsvollen Einsatz seiner Spielerfrauen dreimal Weltmeister und zweimal Europameister geworden. Der Dienst der Spielerfrauen an der deutschen Sache soll nun endlich seinen verdienten Lohn erfahren. Wir Spielerfrauen fordern daher konkret: Erstens: Den unbeschränkten Zugang für uns Spielerfrauen zu unseren Männern an allen auf geraden Wochentagen folgenden Nächten Zweitens: Schlüssel für das Lagertor für alle Spielerfrauen Drittens: Mitfahrmöglichkeiten im Mannschaftsbus für alle Spielerfrauen Viertens: Die Würdigung der Leistungen der Spielerfrauen durch eine Rede des DFB-Präsidenten Fünftens: Die Auszahlung einer Ehrenrente für Spielerfrauen Unterzeichner: Die Spielerfrauen

Reporter: Ich finde das ist ein wegweisendes und ein sehr mutiges Dokument, wenn ich das einmal so sagen darf.

Michaela: Ja gut, wir sind auch sehr stolz darauf.

Reporter: Das können Sie auch, Michaela, das können Sie wahrlich sein. Haben alle zweiundzwanzig Spielerfrauen unterschrieben?

Michaela: Ja gut, wir sind nur einundzwanzig Spielerfrauen. Sie müssen wissen, der Olli Kahn hat nämlich keine Spielerfrau. Aber alle einundzwanzig Spielerfrauen haben unterschrieben.

Reporter: Oh, das habe ich nicht gewusst, dass Olli Kahn keine Spielerfrau hat. Sitzt er vielleicht deshalb nur auf der Ersatzbank?

Michaela: Ja gut, da müssen Sie den Bundestrainer fragen. Aber ich finde es sehr schade, dass der Olli keine Spielerfrau hat. Der Olli ist nämlich ein sehr netter Kerl und hat eine liebe Spielerfrau verdient. Bis vor kurzem hat er ja noch die Simone als Spielerfreundin gehabt. Die Simone und ich, wir haben uns sehr gut verstanden und sind ein paar Mal zusammen Eisessen gewesen. Jetzt ist die Simone die Spielerfreundin von irgend so einem italienischen Fußballer. Ich habe seinen Namen leider vergessen.

Reporter: Was sagen Ihre Männer eigentlich zu der Spielerfrauen-Resolution?

Michaela: Ja gut, wir haben unsere Revolution natürlich im Vorfeld mit unseren Männern abgestimmt. Wir wollten ja nichts gegen unsere Männer machen. Und unsere Männer stehen voll und ganz hinter der Revolution. Der Andi hat zu mir gesagt, ich bin stolz auf dich, mein Schatz. Äh – Andi sagt immer „Schatz“ zu mir. Das gefällt mir sehr gut.

Reporter: Gibt es schon irgendwelche Reaktionen von Berti Vogts oder von Egidius Braun?

Michaela: Ja gut, bisher noch nicht.

Reporter: Wahrscheinlich haben die Herren mit Ihrer Resolution nicht gerechnet und müssen diesen mutigen Schritt der Spielerfrauen erst noch verarbeiten. Ich bin mir aber sicher, dass ein Berti Vogts und auch ein Egidius Braun reagieren wird.

Michaela: Ja gut, damit rechnen wir Spielerfrauen auch.

Reporter: Haben Sie Angst vor der Reaktion des Bundestrainers? 1994 wurde ja Stefan Effenberg vorzeitig von der WM nach Hause geschickt. Man munkelte damals, das sei auch geschehen, weil seine Spielerfrau Martina sehr – nun wie soll ich es sagen – ähem … sehr vorlaut gegenüber dem Bundestrainer gewesen sein soll.

Michaela: Ja gut, dazu kann ich nichts sagen. Ich war zwar auch 1994 in Amerika dabei, ich habe aber zur Martina Effenberg keinen größeren Kontakt gehabt. Und was der Stefan Effenberg auf dem Platz gemacht hat, – Sie wissen schon, diese Handbewegung – das war nun wirklich nicht gut. Berti Vogts musste damals handeln. Andi hat gesagt, Stefan Effenberg hat Schande über den deutschen Fußball gebracht. Und das kann man mit der Situation heute, nun wirklich nicht vergleichen.

Reporter: Sie haben also keine Angst vor dem Bundestrainer?

Michaela: Ja gut, wir warten ab, wie Berti Vogts reagieren wird.

Reporter: Michaela, wie geht es jetzt weiter mit Euch Spielerfrauen? War’s das? Oder wird man in Zukunft noch mehr von Euch hören?

Michaela: Ja gut, wir Spielerfrauen werden auch in Zukunft nicht schweigen. Wir haben in der Arbeit an der Revolution gemerkt, dass wir uns sehr gut verstehen. Und das wir nur durch gemeinsames Handeln etwas erreichen können. Unser Motto ist: „Gemeinsam sind wir stärker“

Reporter: Ein schönes Motto, wie ich finde.

Michaela: Ja gut, wir Spielerfrauen lassen uns nicht mehr länger ins Abseits stellen.

Reporter: Auch eine schöne Formulierung.

Michaela: Ja gut, die Zeiten sind vorbei. Wir leben schließlich im Zwanzigsten Jahrhundert.

Reporter: Da haben Sie recht.

Michaela: Ja gut, wir Spielerfrauen sind nämlich ein starkes Team. Der Andi sagt, ihr Spielerfrauen seid unsere zweite Mannschaft hier in England.

Reporter: Das ist – wie so vieles von Andreas Möller – wieder einmal treffend gesagt. Vielleicht lassen wir das hier ‚mal als Schlusswort stehen und bedanken uns bei Ihnen, Michaela Möller, für ein sehr interessantes Gespräch, das hoffentlich bei vielen Zuhörern die Spielerfrauen in einem anderen Licht erscheinen lassen hat. Ich wünsche Ihnen, Michaela, viel Erfolg für Ihr weiteres Leben als Spielerfrau.

Michaela: Ja gut, vielen Dank!

Reporter: Ich rufe jetzt Jochen Hageleit. Jochen Hageleit, bitte kommen!


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