Wenn man es lässt

Der Film „Styx“ von Wolfgang Fischer

Die Schauspielerin Susanne Wolff bei der NRW-Premiere des Films am 10.09.2018 in Essen

Die Schauspielerin Susanne Wolff bei der NRW-Premiere des Films am 10.09.2018 in Essen. (Photo: Roger Weil – Lizenz: CC BY-SA 4.0)

Rike (gespielt von Susanne Wolff) ist Notärztin. Ihr Job ist es, Menschenleben zu retten. Von ihrer Arbeit nimmt sich Rike eine Auszeit, sie startet eine Solo-Segeltour durch den Atlantik. Das ist der Ausgangspunkt des Films „Styx“, der sich erzählerisch ganz auf seine Protagonistin Rike konzentriert.

Der Film nimmt sich Zeit, Rike als erfahrene und versierte Seglerin zu zeigen, die auch den schwersten Stürmen trotzt und dabei immer die Nerven bewahrt. Als ein Fischerboot mit aus Westafrika geflüchteten Menschen ihren Weg kreuzt, tut Rike zunächst das Richtige. Auf dem Fischerboot sind zu viele Menschen, das Boot ist deshalb in höchster Seenot – Rike verständigt die Küstenwache. Die Küstenwache teilt mit, dass sie sich um das Boot kümmern werde und Rike solle sich umgehend vom Fischerboot entfernen, da sie diese Menschen nicht aufnehmen könne, ohne sich selbst in Seenot zu bringen. Doch dafür ist es zu spät, ein Junge vom Fischerboot nähert sich schwimmend dem Segelboot von Rike. Und andere Menschen vom Fischerboot sind auch bereits ins Wasser gesprungen und hoffen auf Rettung durch Rike.

Das Flüchtlingsdrama „Styx“, das schon vor sieben Jahren konzipiert wurde, kommt gerade zur rechten Zeit in die europäischen Kinos. Zu einer Zeit, in der allein im Mittelmeer jeden Monat hunderte Men­schen ertrinken und trotzdem die private Seenotrettung nicht nur in Dresden vom herzenskalten Pegida-Mob in Frage gestellt wird, sondern auch in den wohltemperierten Spalten der bildungs­bürger­lichen ZEIT (siehe „Oder soll man es lassen?“ in: DIE ZEIT Nr. 29/2018, 12. Juli 2018). Hier zeigt „Styx“ geradezu paradigmatisch das moralische Dilemma auf, in dem die europäischen Gesellschaften scheinbar feststecken. Das Dilemma zwischen „Wir müssen helfen“ und „Wenn wir allen helfen, gehen wir unter“.

Rike, die Heldin in „Styx“ (und sie ist wirklich eine Heldin), befindet sich in diesem Dilemma und sie zieht uns, die Zuschauer, da voll mit hinein. Wie sollen wir der Not und der Lebensgefahr der geflüch­te­ten, heimatlosen Menschen begegnen? Aus dieser Fragestellung heraus gewinnt dieser Film seine besondere Spannung. Wohin sollen wir unser Segelboot steuern? Zu den Flüchtlingen oder weg von den Flüchtlingen? Und was macht das alles mit uns? Diese Fragen wirft der Film auf. Trotzdem ist „Styx“ kein Essayfilm, sondern ein packender Thriller.

Zeigt diesen Film in den Schulen!

P.S. Der junge kenianische Schauspieler Gedion Oduor Wekesa, der die zweite Rolle in „Styx“ spielt, fehlte am 10. September bei der Premiere des Films in der Essener Lichtburg. Er erhielt kein Einreisevisum nach Deutschland.

„Styx“ läuft seit 13. September 2018 in vielen deutschen Programmkinos.

Der offizielle Trailer von „Styx“ (Eingebettetes YouTube-Video)


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