Wikipedia

Wissenswertes über ein Wissensprojekt – in Fragen und Antworten

Logo der Wikipedia

Logo der Wikipedia (Photo: nohat – Lizenz: CC BY-SA 3.0 )

Es soll hier um das Thema „Bürgerschaftliches Engagement“ gehen. Wie passt Wikipedia in dieses Thema hinein?

Wikipedia passt in dieses Thema wirklich sehr gut hinein, denn es ist ein weltweites ehrenamtliches Projekt im Bereich der Verbreitung von Wissen. Das mit Abstand größte Projekt im Wissensbereich ist es überdies, sowohl was die Zahl der Nutzer*innen als auch was die Zahl der Engagierten anbelangt.

Wie hoch sind denn diese Zahlen?

Unter den weltweit am meisten besuchten Websites liegt Wikipedia auf Platz 12. In Deutschland ist Wikipedia sogar die sechstmeiste besuchte Website. Allein die deutschsprachige Wikipedia wird täglich 31 Millionen Mal aufgerufen. Wikipedia hat weltweit ca. 2,5 Millionen Autor*innen, davon das deutschsprachige Wikipedia ca. 200.000.

Was leisten diese Autor*innen?

Sie schreiben Artikel in Wikipedia, aktualisieren Artikel, überarbeiten Artikel, wenn nötig, korrigieren Fehler, sowohl inhaltliche als auch rein sprachliche Fehler und diskutieren die Wikipedia-Artikel.

Wieviel Artikel gibt es denn in Wikipedia?

Die englischsprachigen Wikipedia, als größte Sprachversion, besteht aus ca. 5,8 Millionen Artikeln, ca. 1,9 Millionen Abbildungen und ca. 3,3 Milliarden Wörtern. Die deutschsprachige Wikipedia kommt auf 2,5 Millionen Artikel, auf 1 Million Abbildungen und auf 1 Milliarde Wörter.

Das ist eine gewaltige Menge?

Ja, das ist es. Interessant ist in dem Zusammenhang das Volumen des 30-bändigen Großen Brockhaus. Hier haben wir nur 300.000 Artikel, 40.000 Abbildungen und 33 Millionen Wörter. Die deutschsprachige Wikipedia hat also rund das 30-fache Volumen des Großen Brockhaus.

Gut, bei so viel Mitwirkenden ist die Quantität von Wikipedia nicht überraschend. Aber die Qualität ist bei den professionellen Enzyklopädien sicherlich höher?

Nicht unbedingt. Schon im Jahr 2007, als die Wikipedia gerade mal sechs Jahre existierte, ergab eine wissenschaftliche Bewertung, dass die Wikipedia hinsichtlich Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität besser ist als der Online-Brockhaus. Lediglich in der Kategorie Verständlichkeit war in dieser Untersuchung der Brockhaus der Wikipedia überlegen.

Woher kommt diese hohe Qualität von Wikipedia?

Die Qualität kommt von den Autor*innen, die nur weil sie ehrenamtlich tätig sind, nicht unbedingt Amateur*innen sind. Viele der regelmäßigen Autor*innen kommen aus der Wissenschaftcommunity und bringen ihr Fachwissen in Wikipedia ein. Aber auch jede Menge sachkundige Hobbyist*innen formen die Qualität von Wikipedia – gerade auch bei ausgefallenen Themen.

Welche Instanz prüft denn, ob die Fakten in Wikipedia stimmen?

Es gibt in Wikipedia keine Zentralinstanz, die festlegt, was dort zu stehen hat. Wikipedia setzt vielmehr auf die Methode der „Schwarmintelligenz“. Diese Methode geht davon aus, dass zwar jeder einzelne Mensch über fehlerhaftes und unzureichendes Wissen verfügt, aber die Menschheit in ihrer Gesamtheit klug und allwissend ist. So gelangen zwar auch durch einzelne Autor*innen falsche Informationen in die Wikipedia, diese werden aber sehr schnell durch die Wikipedia-Community korrigiert.

Und das funktioniert?

Ja, die Selbstregulierung der Wikipedia-Community klappt gut. Wikipedia hat nicht das Problem anderer Plattformen wie z.B. Facebook, Twitter oder Instagram, die mit Falschinformationen durchseucht sind. Und noch etwas hat Wikipedia den anderen Plattformen voraus: es ist frei von Werbung.

Und wie finanziert sich Wikipedia?

Die relativ geringen Kosten von Wikipedia werden zu 100 Prozent von Spenden getragen. Wobei die Spender*innen keinen inhaltlichen Einfluss auf Wikipedia nehmen können. Wikipedia, obwohl erst seit 2001 am Start, ist stark geprägt vom ursprünglichen Geist des Internets, dem es darum geht, einen weltweiten, für alle offenen, hierarchiefreien Austausch ohne kommerzielle Interessen zu ermöglichen.

Wie kann man Autor*in bei Wikipedia werden?

Indem man einfach loslegt. Es gibt bei Wikipedia keine Zugangshürden für neue Autor*innen. Jeder und jede, der*die Spaß daran hat, seine*ihre Kenntnisse zu teilen, darf bei Wikipedia mitarbeiten. Man kann sich anonym mit einem Nickname bei Wikipedia registrieren, kann aber auch als unregistrierte*r Autor*in mitarbeiten. Die anonyme Registrierung ist aber zu empfehlen, weil man so Nachrichten von der Wikipedia-Community empfangen kann.

Und wie legt man als Wikipedia-Neuling am besten los?

Zum Start empfiehlt es sich, erstmal in seinen Interessensgebieten Wikipedia-Artikel zu lesen, auch um ein Gefühl für den lexikalischen Stil der Wikipedia zu bekommen. Danach kann man im zweiten Schritt Rechtschreibfehler und inhaltliche Fehler in einzelnen Artikeln korrigieren. So wird man langsam vertraut mit der Handhabung der Wiki-Software. Im dritten Schritt kann man dann Artikel inhaltlich ergänzen und erweitern. Um sich schließlich im vierten Schritt auch ans Verfassen neuer Artikel in Wikipedia zu begeben. Alle diese Schritte kann man wirklich angstfrei angehen. Fehler, die passieren, werden von der Wikipedia-Community nicht nur korrigiert, sondern oft auch in direkter Ansprache dem Wikipedia-Neuling erklärt. Überdies gibt es bei Wikipedia auch ein interessantes Mentorenprogramm für neue Wikipedianer*innen.

Welche Verpflichtung geht ein*e Wikipedia-Autor*in denn ein?

Die Mitarbeit bei Wikipedia ist völlig frei. Jede*r Autor*in macht soviel in Wikipedia, wie er*sie Lust und Zeit hat. Und darüber, welche Artikel er*sie bearbeitet oder neu erstellt, kann er*sie ebenfalls frei verfügen – mit der Einschränkung, dass ein neu zu erstellender Artikel eine gewisse lexikalische Relevanz besitzen muss, worüber die Relevanzkriterien in Wikipedia Auskunft geben.

Alles easy? Oder gibt es bei Wikipedia auch Probleme?

Ja, die gibt es. Wie in so vielen ehrenamtlichen Projekten ist auch bei Wikipedia die Zahl der Aktiven rückläufig. Konkret bedeutet das für Wikipedia, das stark wachsende Wissen der Menschheit, muss von immer weniger regelmäßigen Autor*innen verarbeitet werden, was Qualitätslücken in Wikipedia reißt. Diese Lücken zeigen sich oft darin, dass immer mehr Artikel nicht auf dem neuesten Stand sind. Ein weiteres akutes Problem von Wikipedia ist die Unterrepräsentanz von Autorinnen, nur 10 Prozent der Autor*innen der deutschsprachigen Wikipedia sind Frauen.

Warum ist Wikipedia so wichtig?

Die Bedeutung von Wikipedia liegt darin, dass dort jeder Mensch kostenlosen Zugang zum Wissen der Welt hat. Andere Enzyklopädien sind weitgehend vom Markt verschwunden – nicht zuletzt auch wegen Wikipedia. Wenn nun Wikipedia auch verschwinden würde, dann würde das Wissen zwar nicht aus der Welt verschwinden, es würde aber zu einem exklusiven Gut von professionellen Rechercheur*innen werden. Gerade in unseren Zeiten, in denen die populären Portale im Web mit falschen Behauptungen geflutet werden, ist Wikipedia unerlässlich. Umso wichtiger ist es, dass Wikipedia viele neue Autoren und noch viel mehr neue Autorinnen bekommt. Vielleicht kann dieser Text, ja die eine und den anderen dafür begeistern, bei Wikipedia ihr und sein Wissen einzubringen.


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