Das Rex-Gildo-Editorial

Rex Gildo ist tot!

Die Baum-Redaktion saß gerade über dem neuesten Update von Mein Freund, der Baum, als diese Meldung in unser Meeting hineintraf. Gerade redigierten wir noch das neueste Werk von Renate Rettich über den beliebten Sänger, ein ergreifender Limerick, in welchem dem sympathischen Münchner noch eine gute Genesung gewünscht wird, und dann die schreckliche Gewissheit: alle Genesungswünsche haben nichts genutzt.

Rex Gildo ist tot!

Kann man angesichts einer solchen Nachricht mit der Arbeit an diesen Seiten weitermachen? Darf man jetzt noch den Text „Abschlagen“ von Martina Preuss und den Text „Raider, vertwix dich!“ von Astrid Wiedemann redigieren? Müssen wir nicht gerade jetzt innehalten mit unserem täglichen Tun? Dürfen nach dem Ableben dieses großen Künstlers überhaupt noch Texte publiziert werden, die sich mit – angesichts dieser Tragödie – belanglosen Dingen wie Blutergüssen und Schokoriegeln beschäftigen? Wir meinen ja, ja, ja und noch mal ja.

Rex Gildo ist tot!

Er wurde 63 Jahre alt. Und mit diesem Lebensalter kam er nicht zurecht. In einer Branche, in der nur Jugendlichkeit und der schnelle Erfolg zählt, war Rex Gildo nicht mehr gefragt. Die Zeiten, in denen er mit seinen stimmungsvollen Liedern die ganze Nation bewegte, gehörten schon lange der Vergangenheit an. Zuletzt tingelte er durch Baumärkte, blieb unbeachtet vom hektischen Kaufpublikum. Kunden auf der Suche nach Bohrern, Schrauben und Dübeln zogen achtlos an ihm vorbei, nahmen ihn allenfalls als Kaufanreiz wahr und sahen den Menschen Rex Gildo nicht.

Rex Gildo ist tot!

Viele junge Menschen, immer auf der Suche nach dem nächsten Kick, kannten ihn nicht einmal. Dabei hätte Rex Gildo auch diesen Menschen etwas zu sagen gehabt. Seine Botschaft lautete: „Heut‘ geb‘ ich zum Abschied für alle ein Fest. Es gibt viel Tequilla, der glücklich sein lässt“. Die jungen Menschen, die den umtriebigen Troubadour kannten, gingen zu seinen Auftritten und verspotteten ihn, sie riefen „Hossa“ und immer wieder „Hossa“. Was ist das bloß für eine Generation?

Rex Gildo ist tot!

Der Hohn und Spott, der ihm vielfach entgegenschlug, hat ihn zermürbt. Er wollte nicht mehr leben in einer Gesellschaft, in der die Stars von gestern achtlos beiseite gelegt werden wie rostige Schraubenzieher. Er wollte raus und suchte den Weg durchs Badezimmerfenster. Dieser Weg war sein letzter.

Rex Gildo ist tot!

Vor ihm starben schon Roy Black und Vico Torriani. Auch sie trieb ein ähnliches Schicksal in den Tod. Wie soll das nur weitergehen? Wer wird der nächste sein? Chris Roberts? Michael Holm? Oder gar Cindy und Bert? Wann wird das alles enden?

Rex Gildo ist tot!

Sein Tod darf nicht sinnlos sein. Er sollte uns mahnen, mit alternden Schlagerkünstlern anders umzugehen. Stellen wir sie nicht achtlos aufs Abstellgleis! Geben wir ihnen das Gefühl gebraucht zu werden! Jeder kann hier etwas tun. Auch du, lieber Baumfreund, liebe Baumfreundin! Oder wann hast du das letzte Mal eine Schlagerplatte aufgelegt?

Rex Gildo ist tot!

Wenn du nächsten Samstag durch deinen Baumarkt flanierst, und da steht Bernd Clüver oder Jürgen Marcus oder Cindy und Bert, und sie singen ihre Lieder und flehen damit um deine Aufmerksamkeit, dann halte kurz inne, verscheuche deine Gedanken an Mörtel, Kleister und Dispersionsfarbe, bleib stehen und schenke ihnen für einen Moment dein Ohr! Es ist nur ein kurzes Verweilen, und es kann so viel bewirken. Und dann, lieber Baumfreund, liebe Baumfreundin, dann ist Rex Gildo nicht umsonst gestorben.

Rex Gildo ist tot!

In unseren Herzen lebt er weiter. Rex Gildo hätte nicht gewollt, dass wir seinetwegen mit unserem Projekt Mein Freund, der Baum aufhören. Sein Wunsch ist uns Verpflichtung. Wir machen weiter in seinem Sinne. Wir wollen für alle Redakteure zum Abschied ein Fest geben und uns dabei den Tequilla, der uns glücklich sein lässt, schmecken lassen.

Rex Gildo lebt! Hossa!

Siehe auch:
Rex Gildo


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