Eine Wohnküche. Am gedeckten Frühstückstisch sitzt eine etwa 45jährige Frau im Morgenmantel. Ein etwa gleichaltriger Mann im Schlafanzug betritt die Wohnküche und setzt sich der Frau gegenüber an den Tisch. Er hält sich den Kopf.
: „Oh Mann, was tut mir die Birne weh!“
: „Guten Morgen, Liebling. Du hast Kopfschmerzen?“
: „Au ja, und wie! Mir tut alles weh. Es ist gerade so, als würde jemand in meinem Kopf drin mit dem Hammer gegen mein Hirn schlagen.“
: „Na ja, mich wundert das alles nicht. Bei dem, was du wohl gestern mal wieder so alles an Alkohol in dich reinlaufen lassen hast.“
: „Ja, ich habe wohl gestern etwas zu viel getrunken.“
: „Ja, das hast du wohl. – Und dann noch der Schlag auf den Kopf.“
: „Schlag auf den Kopf? Was für ein Schlag auf den Kopf.“
: „Du kannst dich wohl nicht mehr daran erinnern, mein Schatz.“
: „Nein. Ich hab‘ kaum noch Erinnerung an gestern Abend. Ich weiß nur noch, dass wir in der Stadtteilgruppe kräftig einen gebechert haben und mich der Markus noch nach Hause gefahren hat. Wie ich dann ins Bett gekommen bin, weiß ich gar nicht mehr.“
: „Ich weiß das sehr wohl noch. Ich habe dich nämlich rein verfrachtet.“
: „War’s so schlimm?“
: „Du konntest halt nicht mehr laufen nach dem Schlag.“
: „Was denn für ein Schlag um Himmelswillen?“
: „Na, mein Schlag – auf deinen Kopf.“
: „Du hast mich geschlagen?“
: „Ja, das habe ich.“
: „Aber warum?“
: „Weil du es verdient hast.“
: „Aber, Angelika, das kann doch nicht wahr sein. Niemand hat es verdient, geschlagen zu werden. Das ist doch etwas, das wir immer auch versucht haben, unseren Kindern zu vermitteln.“
: „Es gibt Ausnahmen.“
: „Ja, schon. Aber was soll denn gestern für eine Ausnahme gewesen sein.“
: „Du hattest es halt verdient.“
: „Aber weswegen denn, Angelika? Was habe ich dir denn getan?“
: „Du hast mich allein gelassen. Den ganzen Abend.“
: „Aber es kommt doch öfters vor, dass ich in der Stadtteilgruppe bin und du allein zu Hause. Und du hast sonst nie etwas gesagt.“
: „Ich habe gestern auch nichts gesagt.“
: „Aber du hast doch gerade…“
: „Ich habe gestern nichts gesagt. Ich habe gehandelt.“
: „Du hast mich geschlagen.“
: „Genau. Und ich werde dich jetzt jedes Mal schlagen, wenn du mich noch mal allein lässt.“
: „Na, das sind ja schöne Aussichten. – Aber sag mal, wieso hab‘ ich mir das eigentlich gefallen lassen? Habe ich mich denn nicht gewehrt?“
: „Das konntest du nicht.“
: „Wieso konnte ich das nicht?“
: „Weil mein erster Schlag gleich saß und dann warst du k.o.“
: „Und ich konnte den Schlag nicht abwehren?“
: „Nein, das konntest du nicht. Du hast meinen Schlag nicht kommen sehen. Ich habe dir von hinten einen über den Schädel gegeben.“
: „Oha!“
: „Tja, leider ist jetzt mein Nudelholz kaputt.“
: „Dein Nudelholz?“
: „Ja, das schöne alte massive Nudelholz. Du kennst es doch auch. Es stammte doch noch von meiner Großmutter.“
: „Du hast mich… – mit dem Nudelholz auf den Kopf geschlagen?“
: „Ja. Ich musste doch sicher sein, dass du auch k.o. gehst. Mit den bloßen Händen hätte ich das nicht geschafft.“
: „Aber, Angelika, das darf doch nicht wahr sein. Du lauerst mir, deinem Mann, am späten Abend mit dem Nudelholz hinter der Tür auf. Findest du das nicht etwas klischeehaft?“
: „Wieso sollte das klischeehaft sein?“
: „Weil dieses Thema doch schon vor dreißig Jahren in diesen primitiven Witzzeichnungen leidlich überstrapaziert worden ist. Ich hätte dir doch etwas mehr Ideenreichtum zugetraut, liebe Angelika.“
: „Okay, das nächste Mal nehme ich das Bügeleisen.“
: „Das macht es auch nicht besser.“
: „Ach, ich glaube doch. Das wirst du schon sehen, mein Schatz. – Aber komm, jetzt lass uns frühstücken, der Kaffee wird kalt.“