Uhr ohne Zeiger

: „Entschuldigen Sie …“

: „Ja, bitte?“

: „Können Sie mir sagen, wie spät es ist?“

: „Ja, klar. Es ist drei Minuten nach halb vier.“

: „Dankeschön.“

: „Bitte, gern geschehen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Sonntag.“

: „Danke, ich Ihnen auch, aber warten Sie bitte …“

: „Ja…?“

: „Woher haben Sie denn jetzt die genaue Uhrzeit her?“

: „Na, woher schon? Ich habe doch gerade auf meine Uhr geschaut!“

: „Ja, das habe ich gesehen. Aber mir ist aufgefallen, ihre Uhr hat ja überhaupt keine Zeiger.“

: „Dass Sie das gemerkt haben! Sie sind ein sehr aufmerksamer Mensch.“

: „Ach, man tut, was man kann. Aber es war nicht besonders schwer, das zu bemerken.“

: „Na, jetzt stellen Sie mal Ihr Licht nicht unter den Scheffel. Ich habe doch meine Taschenuhr nur ganz kurz gezückt. Sie sind sehr wachsam, mein Lieber. Ihnen entgeht nichts. Das gefällt mir.“

: „Na ja, eine Uhr ohne Zeiger ist etwas ungewöhnlich. So etwas registriere ich.“

: „So ungewöhnlich ist eine Uhr ohne Zeiger nicht. Ich kenne viele Menschen, die solche Uhren besitzen. Bei uns zu Hause hatten wir früher nur Uhren ohne Zeiger. Daher sind sie mir sehr vertraut. Man nennt sie ‚Digitaluhren‘.“

: „Aha. Das ist ja interessant. – Und wie kann man an diesen Uhren die Zeit ersehen?“

: „Das weiß ich, ehrlich gesagt, nicht so genau. Mein Großvater wusste, wie das ging, aber er hat es uns Kindern nie erklärt.“

: „Aber, interessiert Sie das denn nicht?“

: „Och, eigentlich ist mir das nicht so wichtig. Mir genügt es, eine solche Uhr zu besitzen. Wie sie funktioniert, das brauche ich nicht unbedingt zu wissen?“

: „Aber, da fällt mir ein, Sie müssen doch wissen, wie so eine Uhr ohne Zeiger funktioniert. Sie haben mir doch gerade die genaue Uhrzeit genannt.“

: „Ach, die Uhrzeit, da brauche ich doch keine Uhr zum Nachschauen. Die habe ich immer im Kopf.“

: „Ach so.“

: „Ja. Aber jetzt entschuldigen Sie mich, mein Herr! Ich muss weiter. Meine Frau wartet zu Hause auf mich und ich möchte Ihr noch ein paar Lüsterklemmen mitbringen. Also, auf Wiedersehen!“

: „Auf Wiedersehen! Und schönen Dank noch!“

: „Wofür?“

: „Für die nette Plauderei.“

: „Ach, das war gern geschehen.“

: „Nett, Sie getroffen zu haben.“

: „Danke, ebenso.“

: „Danke auch. Und grüßen Sie mir ihre Frau.“

: „Ja, danke. Das will ich gerne tun. – Also, dann. Leben Sie wohl, mein Lieber!“

: „Sie auch! Und können Sie mir vielleicht noch die Uhrzeit sagen?“

: „Gerne. Sechs Minuten nach halb vier.“


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