Heute beginnt die Ruhrtriennale 2012-2014

Als Triennale werden gewöhnlich künstlerische Veranstaltungen bezeichnet, die in einem dreijährigen Turnus stattfinden. Bei der Ruhrtriennale ist das anders, die gibt es jedes Jahr. Wenn jetzt heute eine neue Ruhrtriennale beginnt, dann heißt das, es gibt einen neuen künstlerischen Leiter, der für die nächsten drei Jahre verantwortlich ist. Dieser verantwortliche Mensch ist Heiner Goebbels – Musiker, Komponist, Hörspielautor, Regisseur und Professor für Angewandte Theaterwissenschaft.

Jahrhunderthalle Bochum

Jahrhunderthalle Bochum: Aufführungsort von „Europeras 1 & 2“
(© Franziska von Gagern)

Vermutlich, weil Heiner Goebbels von Hause aus Musiker ist, neigt sich das diesjährige Programm (vom 17. August bis 30. September) stark in die Richtung Musiktheater, Tanztheater und konzertante Aufführungen. Aber dennoch findet auch Sprechtheater und die bildende Kunst statt, so wie es dem Konzept der herausragenden Kulturveranstaltung der Metropole Ruhr entspricht. Freuen darf man sich auch auf das ZEIT-Forum Politik zur Frage „Europa am Ende?“ mit den Politikern Angelica Schwall-Düren, Wolfgang Bosbach, Daniel Cohn-Bendit und dem Journalisten Dirk Schümer – am 02. September als Sonntagsmatinee.

Höhepunkt in diesem Ruhrtriennnalen-Spätsommer dürfte die Oper des amerikanischen Komponisten John Cage „Europeras 1 & 2“ werden, die schon seit Wochen ausverkauft ist. Eigentlich ist dieses Werk aber keine Oper, sondern eher eine Anti-Oper. Der US-Amerikaner Cage hat in „Europeras 1 & 2“ Stücke aus 128 europäischen Opern zu 32 Bildern zusammenmontiert. Und diese Montage geschah nach einem Zufallsprinzip – Cage selbst erklärte dazu, er habe das chinesische Orakel  I Ging befragt. Herausgekommen ist ein Werk, bei dem nichts zusammenpasst. Die Musiken passen nicht zu den Arien, die Bühnenbilder nicht zu den Darstellern, die Kostüme nicht zu den Masken, die Bewegungen nicht zu den Gesten – alles ist bunt durcheinandergewirbelt. Auch einen Dirigenten gibt es nicht – und eine Handlung sowieso nicht. Heiner Goebbels, der das Cage-Werk inszeniert, spricht davon, „Europeras 1 & 2“ biete dem Publikum die Möglichkeit, Geschichten selbst zu konstruieren, und führe damit zu einer souveräneren Zuschauerhaltung.

„Europeras 1 & 2“ wird in der Jahrhunderthalle in Bochum aufgeführt – am 17.08., 19.08., 21.08., 29.08., 31.08. und 02.09. Karten dafür gibt es leider nur noch auf dem Schwarzmarkt. Wer keine Karten mehr bekommt, aber trotzdem John Cage genießen will, der kann zur Lesung von Cages „Lecture on Nothing“ von Robert Wilson gehen – am 22.08 und 28.08. ebenfalls in der Jahrhunderthalle. Hierfür gibt es noch Karten im offiziellen Vorverkauf.

Vergeblich sucht man im neuen Ruhrtriennale-Programm die Reihe Century of Song. Century of Song ist so eine Art Popmusik-trifft-Hochkultur-Veranstaltungsreihe im Rahmen der Ruhrtriennale, die von einem Musiker eigenständig kuratiert wird. Innerhalb dieser Reihe gastierten bisher unter anderem so illustre Leute wie Patti Smith, Suzanne Vega, Rickie Lee Jones, Marianne Faithful, Laurie Anderson, Van Dyke Parks, Elvis Costello, David Byrne, Iggy Pop und zuletzt noch John Cale. Schade, dass der Musiker Heiner Goebbels auf diese spannende Konzertreihe (zumindest in diesem Jahr) verzichtet.

Website der Ruhrtriennale mit Programm:
www.ruhrtriennale.de


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