Das Romänchen „Lehrerzimmer“ von Markus Orths
Was hasst der gemeine Lehrer am meisten – noch mehr als Fortbildungsveranstaltungen in den Schulferien und noch mehr als sich selbst? Es sind die Unterrichtsbesuche. Also, jene wenigen Stunden im Jahr, in der sich der Geldgeber des Lehrers einmal vergewissern möchte, was der Lehrer für dieses Geld so leistet.
Der Lehrer Markus Orths will mit seinem Textbändchen, das wohl nur jemand als Roman bezeichnen kann, der so tief im Leben steht wie ein Lehrer, dem Phänomen Unterrichtsbesuch und ähnlichen Drangsalierungen der Schulbehörde satirisch zu Leibe rücken. Dazu zwingt er den Leser, den Studienassessor Kranich bei seinen ersten Schritten in den Lehrerberuf zu begleiten. Auf diesem Weg kommen Schüler nur am Rande vor, zu sehr ist der heldenhafte Junglehrer befasst mit seinem Überlebenskampf gegen das allmächtige im Stil einer stalinistischen Geheimpolizei auftretende Schulamt und dessen Handlanger, den Direktor Höllinger.
Die satirische Absicht des Autors misslingt kräftig, weil sein Text nur aus einem phantasielosen Aneinanderreihen von Übertreibungen besteht, die weder kritisch noch witzisch sind, da sie an überhaupt keine Realität andocken. „Lehrerzimmer“ bleibt letztlich eine larmoyante Selbstbespiegelung einer merkwürdigen Berufsgruppe – für Nicht-Lehrer ist dieses schmale Buch völlig uninteressant.