Nummer 23

Ein Rezept für zwei Personen

Nummer 23 ist ein Gericht für Menschen, die wenig Muse zum Kochen haben. Besonders beliebt ist dieses Essen, weil bei seiner Zubereitung die Küche weitgehend sauber bleibt und langwierige komplizierte Einkaufsaktionen vermieden werden.

Zutaten:

ein Telefon, eine Telefonnummer, ca. 13 EURO

Vorbereitung:

Sie beschaffen sich die Telefonnummer eines Dienstleistungsunternehmens, das sich auf das Bringen von Mahlzeiten spezialisiert hat. Solche Unternehmungen firmieren meistens unter „Pizza-Taxi“ oder „Pizza-Service“. Die Telefonnummer erhalten Sie entweder durch Ihr örtliches Branchenbuch („Gelbe Seiten“) oder durch eine der unzähligen sich in ihrem Briefkasten stapelnden Werbebotschaften dieser Unternehmen. Notieren Sie sich die Telefonnummer auf einen Zettel und heften Sie diesen an die Pinnwand über ihrem Telefon, damit Sie diese Nummer bei künftigen Zubereitungen von Nummer 23 wieder parat haben.

Zubereitung:

Rufen Sie die Telefonnummer des Essensbringers an. Es wird sich eine freundlich-geschäftige Person mit südeuropäischem Akzent melden. Sagen Sie dieser Person: „Ich möchte gerne zweimal die 23.“ Geben Sie anschließend Ihren Namen, Ihre Adresse und Ihre (wichtig!) Telefonnummer an. Verabschieden Sie sich von der Person am Telefon und warten Sie bis es an Ihrer Haustür klingelt.

Was zu beachten ist:

Fragen Sie am besten Ihren Telefonpartner, wie lange es dauert, und notieren Sie sich die Antwort. Sollte es dann innerhalb des genannten Zeitraumes nicht an ihrer Haustür klingeln, so rufen Sie die Telefonnummer noch einmal an und erinnern freundlich an die gemachte zeitliche Zu­sage, dadurch leisten Sie einem möglichen Vergessen Ihres An­liegens Vorschub. Nutzen Sie im weiteren die Zeit zwischen Abschluss des Telefonats und dem Klingeln an Ihrer Haustür, um Besteck und Getränke bereit zu halten, damit Sie nach Fertigstellung des Gerichtes gleich mit dem Essen anfangen können. Oft ist Nummer 23 nämlich nur lauwarm und muss zügig verzehrt werden.

Fertigstellung:

Nehmen Sie an ihrer Wohnungstür zwei Pappkartons in Empfang. Überzeugen Sie sich durch kurzes Aufklap­pen der Kartondeckel von der Richtigkeit des Inhalts. Zahlen Sie dem Essens­bringer den verlangten Preis plus einer Zulage von ca. 10 % des Preises. Letzteres nennt man auch „Trinkgeld“, weil der Essensbringer auf dem Rückweg von Ihrer Wohnung dieses Geld dafür verwenden wird, sich ein Getränk in einer am Wegesrand gelegenen Gaststätte zu genehmigen. Das kann zwar dazu führen, dass nachfolgende Kunden länger auf ihr mittlerweile kalt gewordenes Essen warten müssen, was aber ihre Sorge nicht sein muss. Sie geben dem Essensbringer das „Trinkgeld“, damit er sich ihrer in Dankbarkeit erinnert und künftig Nummer 23 ebenso schnell und warm zu Ihnen bringt wie dieses Mal.

Nachdem Sie den Essensbringer herzlich verabschiedet haben, können Sie sich nun voll und ganz auf den Genuss von Nummer 23 einlassen. Sie werden überrascht sein!

Tipps:

Handeln sie am Telefon das kostenlose (oder zumindest preisgünstige) Mitliefern von Rotwein und „Pizzabrötchen“ aus. („Pizzabrötchen“ sind kleine Brötchen aus Weißbrotteig, die zumeist in 6er-Gruppen und zusammen mit „Kräuterbutter“ ausgeliefert werden.) Sie können die „Pizzabrötchen“ als Sättigungsbeilage zu Nummer 23 reichen, aber gerne auch zum mitgelieferten Rotwein servieren, um dadurch vielleicht dessen strengen Geschmack etwas zu überdecken.

Verzehren Sie Nummer 23 gleich aus dem Pappkarton. Sie sparen so nicht nur das Spülen zweier Teller, sondern kommen dadurch auch in den Genuss des spezifischen Papparomas, welches Nummer 23 erst die endgültige Würze verleiht.

Verzichten Sie auf die Zubereitung von Nummer 23, wenn Sie eine für Ihr oder Ihres Partners berufliches Fortkommen wichtige Person zu Gast haben. Schenken Sie dieser Person auch auf keinen Fall den mitgelieferten Rotwein aus!

Und sonst:

Sollten Sie einmal keinen Appetit auf Nummer 23 mehr haben, dann ersetzen Sie im obigen Rezept die „23“ einfach durch die „24“ und es eröffnen sich Ihnen ganz neue kulinarische Horizonte.


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