Moment mal, Günter Grass, beim Surfen im Netz müssen wir auf netzeitung.de Folgendes lesen:
Der Literaturnobelpreisträger Günter Grass hat die Diskussion über sein Bekenntnis, Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein, in Form von Lyrik bewältigt. „Er wehrt sich gegen seine Kritiker. Aber ganz leise – mit Gedichten“, sagte sein Freund Volker Neuhaus dem Kölner „Express“. „Dummer August“ heißt der lyrische Zyklus, der im März erscheint. Der Titel ist eine Anspielung auf den vergangenen August, als die Debatte ihren Höhepunkt erreichte. Neuhaus sagte: „‚Dummer August‘ ist vieldeutig und gibt das Thema des Zyklus‘ in einem horrenden Understatement wieder. Denn es war ein grässlicher August für Grass.“ Der Dichter reiste auf die dänische Insel Mon und schrieb. „Die Einfälle sind ihm ganz plötzlich gekommen. Ergebnis ist einer der intimsten Zyklen, den er je geschrieben hat“, sagte Neuhaus der Zeitung. Als der Kölner Germanist Grass im Dezember besuchte, las dieser ihm die Gedichte vor. Sie seien „reimlos, aber auch sehr dicht. Mit witzigen Wendungen und überraschenden Pointen.“ Dazu habe Grass Zeichnungen gemacht, etwa Baum- und Selbstporträts. „Eines zeigt ihn mit spitzem Hut. Da kann man an die spitzen Hüte denken, die Juden im Dritten Reich tragen mussten“, so Neuhaus. Der Literaturwissenschaftler riet Grass zur Veröffentlichung der Gedichte. „Es gab Freunde, die ihm sagten: Günter, eher nicht. Verrate nicht, dass du getroffen bist. Grass rang sich zum Glück am Ende aber trotzdem zur Veröffentlichung durch. Als ich ihn traf, war er mit der Gestaltung des Buches beschäftigt.“
Schlimm genug, Günter Grass, dass Sie als junger Mann Ihr Heil in der Waffen-SS suchten. Noch schlimmer, dass Sie fast Ihr ganzes Leben darüber geschwiegen haben, während Sie gleichzeitig heuchlerisch andere ehemalige Nazis an den Pranger stellten. Mehr als schlimm, dass Sie zu einer Zeit, als Ihnen niemand mehr den so ergaunerten Nobelpreis nehmen kann, Ihre SS-Mitgliedschaft dazu benutzen, ihre öden Memoiren zu promoten − nach der Erkenntnis „SS sells“, zu der auch früher schon Ihr alter Kamerad Franz Schönhuber („Ich war dabei“) gelangt war. Und jetzt legen Sie noch einen nach − einen Scheit gutes deutsches Opferholz.
Reimlose und dichte Gedichte haben Sie geschrieben, erklärt der Ihnen freundschaftlich verbundene Volker Neuhaus. Damit wollen Sie sich gegen Ihre Kritiker zur Wehr setzen, erfahren wir. 80 Seiten Ihrer wehrhaften Lyrik zusammengebunden mit neuen Exemplaren Ihrer berüchtigten Kritzeleien („Baum- und Selbstporträts“) sollen 25 Euro kosten, steht andernorts zu lesen. Dass Sie aus Ihrer SS-Vergangenheit finanziell alles rausholen wollen, was möglich ist − geschenkt, Günter Grass. Aber eines geht nicht. Dass Sie Ihren Kumpanen Neuhaus über Ihre zeichnerischen Selbstbildnisse sagen lassen: „Eines zeigt ihn mit spitzem Hut. Da kann man an die spitzen Hüte denken, die Juden im Dritten Reich tragen mussten“.
Der Täter stilisiert sich zum Opfer. Der SS-Mann verkleidet sich als Jude. Was für ein trauriges Schurkenstück!
Siehe auch:
Graß mit SS