Spiegel Online goes Wolfsburg

Wie Deutschlands führendes Nachrichtenportal seinen Ruf verspielt

Wolfsburg

Altes VW-Werk in Wolfsburg (Photo: Hannes Grobe – Lizenz: CC BY 3.0)

Spiegel Online, das nach Qualität und Reichweite führende Nachrichtenportal im deutschsprachigen Web, liefert am 21.11. unter dem Titel „Die Wiedergeburt der Wölfe“ mit über 15.000 Zeichen einen ungewöhnlich langen Text zum Fußballclub VfL Wolfsburg.

In diesem von gleich fünf Autoren erstellten „Spezial zum VfL Wolfsburg“ wird die wechselvolle Bundesligageschichte des Wolfsburger Clubs ausführlich dargestellt. Dabei werden die Qualität der gegenwärtigen sportlichen Führung (Manager Klaus Allofs und Cheftrainer Dieter Hecking) und die gegenwärtigen Bedingungen im Verein über den grünen Klee gelobt. Obwohl es den Klee im Wolfsburger Rasen offenbar nicht gibt: „‚Der beste Rasen in der Liga‘, schwärmt der VfL-Manager. Der Platz in der Arena im Nordosten der Stadt ist in exzellentem Zustand, dichtes, sattes Grün. Keine braune Stelle, nirgends“. Über den Trainer Dieter Hecking weiß Spiegel Online zu berichten: „Hecking vereint Bodenständigkeit, Sachlichkeit und Gelassenheit mit hohem Anspruchsdenken. So einen wie den 49-Jährigen hatten sie hier noch nicht.“

Die Redakteure von Spiegel Online schreiben keinen platten Werbetext, so einiges in der Vergangenheit des Vereins wird durchaus kritisch in den Blick genommen, was ja auch gerade die Leistungen des gegenwärtigen Managements mit hellem Licht beleuchtet. Insgesamt betrachten die Redakteure von Spiegel Online in ihrem „Spezial“ den VfL Wolfsburg aber ausschließlich aus den Augen von Manager Klaus Allofs, mit dem sie sich im Konferenzraum des Wolfsburger Stadions getroffen haben. Warum verzichten sie dabei auf ein kritisches Hinterfragen der Allofs-Aussagen? Und warum gibt es jetzt so ein ausführliches Spezial zum VfL Wolfsburg und nicht auch zu anderen Bundesligavereinen?

Dieser VfL Wolfsburg verfügt einerseits durch den ortsansässigen Hauptsponsor VW über viel Geld (viertgrößter Etat in der Fußball-Bundesliga), hat aber andererseits relativ wenig Fans (Platz 15 in der Zuschauertabelle der letzten Bundesliga-Saison). Würde man eine Sympathietabelle der Bundesliga erstellen, dann fände sich auch hier der VfL Wolfsburg eher auf den unteren Rängen. Da man muss man doch was dran ändern können, wenn man soviel Geld hat. Können wir nicht mal in den Medien auffällige Beiträge platzieren, in denen gesagt wird, wie dufte und sympathisch unser Verein doch ist, so mag man in Wolfsburg denken. Dass ausgerechnet Spiegel Online sich dafür hergibt, mit einem großen „Spezial“ die Kommunikationsstrategie des VW-Vereins umzusetzen, das verwundert dann doch. Ist dafür etwa Geld von VW geflossen? Oder warum macht Spiegel Online so etwas?


Kommentare

Spiegel Online goes Wolfsburg — Ein Kommentar

  1. Wenn der VfL in Frankfurt spielt, dann kommen die mit drei Bussen. Eintracht Frankfurt mobilisiert 12500 Zuschauer, die die Mannschaft auswaerts nach Bordeaux begleiten. Das ist der Unterschied zwischen einem Traditionsverein und einem Verein, der am Tropf eines DAX-Konzerns haengt. Hecking / Allofs machen sicher einen guten Job in Wolfsburg, aber das machen andere auch und kriegen keine Extra-Story im Spiegel. Klingt schon ein wenig nach Anbiederung, um vom Anzeigenetat moeglichst viel abzubekommen

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