Dieser Text ist all jenen rückgratlosen Sportjournalisten gewidmet, die doch tatsächlich das altehrwürdige Hamburger Fußballstadion so nennen, wie es ihnen die Marketingabteilung des Hamburger Sportvereins vorschreibt („AOL-Arena“), und nicht so wie es wirklich heißt. (Während der Fußball WM 2006 werden die journalistischen Weichtiere das Stadion wieder bei seinem richtigen Namen nennen, denn der veranstaltende Deutsche Fußballbund hat einen anderen Sponsor als der Hamburger Sportverein.) Weiterlesen
Eine Replik auf ein (im Rahmen einer Schreibwerkstatt produziertes) reimloses Friedenskitschgedicht mit dem Titel „Gleißende Sonne“, in dessen letzter Strophe Tauben aufsteigen und Mut in die Risse der Erde tropfen lassen.
Taubenpisse
In die Risse
Taubenscheiße
Sonnengleiße
Taubendreck
Reime weg
Tauben ficken
Panzer schicken
Machen platt
Schreibwerk statt
Es war einmal im fernen Deutschland, in einem Gebiet, das Ruhrpott genannt wurde, da lebte der Herr Berger. Der Herr Berger war ein berühmter Bauunternehmer, der sein ganzes Leben lang viele, schöne, gute und stabile Bauwerke errichten ließ. Darüber war er alt und müde geworden. Weiterlesen
Ich spüre, wie mich die Bullen einkreisen.
Heute Morgen beim Almauftrieb ist noch alles in Ordnung gewesen. Meine Frau Franziska hat das Vieh in ihrer bewährten energischen Art den Bergweg hinauf getrieben. Maria, unsere tüchtige Magd, und ich sind seitlich der Rinderherde gegangen, damit keines der Tiere ausbrechen konnte. Und Knut, unser Knecht, ist schnaufend hintendrein getrottet und hat mit seiner Schaufel die größten Hinterlassenschaften der Rindviecher vom Weg in den Graben befördert. Alles ist abgelaufen wie immer. Weiterlesen
Auch an diesem Donnerstagabend verlasse ich um zwanzig vor acht das Seniorenwohnheim, das seit einem knappen Jahr meinen Vater beherbergt. Und wie jedes Mal gehe ich zu Fuß zurück zu meiner im gleichen Stadtviertel gelegenen Wohnung. Erleichtert sauge ich die frische Herbstluft in mich hinein. Weiterlesen
Die Holzkohle ist erhitzt, der Vater und die Mutter streichen noch schnell das Zelt an und ihre vier Söhne pumpen die Bälle auf. Dann packen die vier Brüder den Vater, fesseln ihn mit bereitliegenden Stricken an den Händen und Füßen und legen ihn auf den Grill. „Der Mann meiner Arbeitskollegin hat Gelbsucht“, ruft ihnen die Mutter zu.
Der Fallschirmspringer verfehlte den Mittelkreis des Fußballplatzes, in dem er eintreffen sollte, um ungefähr drei Kilometer und landete auf dem Dach der Scheune des Aussiedlerhofes, auf dem allein die alte Bäuerin Maria wohnte, von der viele im Dorf dachten, sie sei krank im Kopf. Die Landung des Fallschirmspringers auf dem Blechdach der alten Scheune erzeugte ein so lautes Scheppern, dass es Maria im benachbarten Haupthaus gewahr wurde, obwohl sie gerade ihre Ohren in einen Kopfhörer versenkt hatte und einem Ska-Konzert lauschte, in dem die Bläser ebenfalls schepperten wie ein zuknallendes schmiedeeisernes Friedhofstor. Weiterlesen
Du stellst den Motor ab. So, da sind wir, sagst du. Ich muss jetzt aussteigen. Ich gebe dir 20 Mark. Benzingeld für die Fahrt nach Berlin. Du steckst das Geld ein. Ich muss jetzt aussteigen. Ich schaue dich an. Du erwiderst mein Schauen. Dann blickst du nach vorn. Auf die Fahrbahn, die dich fortbringen wird. Ich muss jetzt aussteigen. Ich umarme dich. Du lässt es geschehen. Mein Herz schlägt schnell. Ich spüre deinen Herzschlag nicht. Ich muss jetzt aussteigen. Jetzt blicke ich nach vorn. Auf die Fahrbahn, die dich fortbringen wird. Dann blicke ich in deine Augen. Weiterlesen
Noch fünfzehn Sekunden. Dann ist es aus. Sie spürt, wie ihr der Schweiß übers ganze Gesicht rinnt. Diese unerträgliche Hitze. Noch zehn Sekunden. Der Druck an ihren Schläfen wird immer stärker. Ihr Kopf droht zu explodieren. Ihre Augen suchen Stollmann. Der sitzt zwei Meter vor ihr und fixiert sie mit kaltem Blick. Noch fünf Sekunden. Sekunden, die alles beenden. Nitroglycerin. Ihre Augen brennen, sie sieht nichts mehr. Oder doch Dynamit? „Dynamit!“ schreit sie. Weiterlesen
: „Entschuldigen Sie …“
: „Ja, bitte?“
: „Können Sie mir sagen, wie spät es ist?“
: „Ja, klar. Es ist drei Minuten nach halb vier.“
: „Dankeschön.“
: „Bitte, gern geschehen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Sonntag.“
: „Danke, ich Ihnen auch, aber warten Sie bitte …“ Weiterlesen